31.7.2021 Reise nach Kronstadt
Corona
Gestern Abend kam dann auch, wie bestellt, der Starkregen und das Gewitter. Allerdings ohne Hagel. Aber um kurz vor 8 war der Spuk vorbei.
Ich war dann noch gemütlich essen (Krautwickel mit „irgendwas“) und 4 von den Mititei-Röllchen.
Und nun geht es nach Brasov. Oder nach Kronstadt? Ganz früher hieß der Ort wohl Corona, und dann (bis heute) Kronstadt.
Die Stadt war zusammen mit Herrmanstadt die geheime Hauptstadt der Siebenbürger Sachsen und das kulturelle Zentrum. Früher wurde die Stadt von den Mongolen und vor allem von den Türken bedrängt. Neben den Sachsen lebten hier Ungarn, Rumänen, Griechen, Roma und Armenier. Zwischen 1950 und 1960 hieß der Ort auch mal Stalinstadt (Orasul Stalin). Der Ort liegt auf 600m Höhe und beherbergt ¼ Million Menschen und er war schon 1987, also 2 Jahre vor der Rumänischen Revolution (gegen Ceausescu) Keimzelle des Arbeiterprotestes.
Heute gibt es etwas Industrie in Brasov (Spielzeug, Traktoren, Elektro, KFZ, und Airbags. Siemens, Airbus und Miele haben hier auch Standorte. Es gibt 2 Universitäten, die auch einen guten Ruf haben.
Und in den Randbezirken der Stadt kann man häufig auf Braunbären treffen, die die Mülltonnen inspizieren. Berühmte Söhne der Stadt sind Ion Tiriac und Peter Maffei.
Heute früh bin ich dann zeitig zum Bahnhof gelaufen.
Nach einer halben Stunde war ich da und mir war warm.
Die freundliche Fahrkartenverkäuferin gab mir mein Ticket (13 Lei) und meinte: run!
Ich hatte einen Zug früher als ich eigentlich wollte erwischt, aber egal. Wenn man dann aber schwer atmend mit Maske im Zug sitzt, ist einem wirklich warm.
Wir fahren an den Bucegi Mountains vorbei und passieren trostlose Dörfer mit vielen Industrie- und zivilen Ruinen.
Dann kommen endlose Wälder. Alles ist sehr grün.
Als wir näher an Kronstadt herankommen, tauchen neben der Bahnlinie Leute auf. Die liegen da mit Handtüchern und Liegen in der Sonne. Zwischen der Bahntrasse und einer Straße. Im Bikini. Wie die Holländer….
Der Zug ist übrigens super. Nicht zu voll, ziemlich sauber und er hat eine Airco. Das macht das Fahren angenehm. Der Platz neben mir ist frei und ich bedauere fast, dass die Tour mur etwas mehr als eine Stunde dauert.
Nächste Hürde: der Bus. Ich kaufe ein Ticket und zähle im Bus die Stationen. 7 Stück, dann müsste ich da sein. Ist immer doof, wenn man sich nicht auskennt und wenn auch keinerlei Anzeigen im Bus sind. Aber Treffer und versenkt! Ich komme im Zentrum an. Die Altstadt sieht süß aus und ich freue mich schon jetzt. Nach 10 Minuten bin ich am Guesthouse.
Hammer! Eine kleine Einfahrt zu einem.winzigen Hof, und ein total sympathischer Vermieter, dem ich prompt in die Arme laufe.
In dem winzigen Hof ist eine winzige Türe und dahinter das winzige Zimmer. Ein winziger Tisch, ein Bett, ein winziger Röhrenfernseher, ein winziger Kühlschrank ein winziges Bad: that‘s it. Ach ja: es gibt auch ein winziges Fenster. Und eine winzige Eingangstüre, an der ich mir schon 2x den Kopf gestoßen habe.
Im Hof ist ein Tisch, darauf stehen Nüsse. Ich könne mich gerne dahin setzen und Nüsse knacken. Kein Problem. Gegenüber ist eine Türe. Dahinter: Schnapsfässer! Er sei Bauer, sagte der Vermieter. Er produziere den Brandy, die Gläser seien sauber ind ich dürfe mich gerne bedienen.
Ich bin im Paradies!
Und Brasov ist schön. Ich bin mitten in der sehr schönen Altstadt und bin damit mittendrin im Geschehen. Allerdings ist jetzt auch Wochenende und damit ist es sehr voll hier. Alle wollen ide alte Stadt sehen und auf den unzähligen Terrassen in der Stadt was essen oder trinken. So wie ich.
Ich werfe nur kurz mein Zeug ab und fange an, die Stadt zu durchstreifen. Kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster und alte Häuser mit teilweise tollen Fassaden soweit das Auge reicht. Dahinter die Berge und ganz oben, im Hollywood-Stil, der Name Brasov in riesigen Lettern. Der Berg, auf dem die Reklame steht, heißt Mount Tampa und ich gehe zu der Talstation der Gondel.
Ich sehe eine lange Schlange, kann mir aber vorstellen, wie das mittags aussieht oder gar morgen. Also: anstellen.
Nach knapp 1/2 Stunde bin ich in der alten Gondel, die fast senkrecht nach oben geht.
Ich mache mich auf zur BRASOV-Reklame und der Ausblick ist wirklich phänomenal. 1000ende von Selfies werden hier gemach und alle sind ganz aufgeregt. Aber der Blick…
Von hier gibt es 2 Optionen: runterlaufen (4h) oder fahren. Ich bin bei Gruppe 2. Dachte aber, ich sei da alleine. Die Rumänen sahen alle so sportlich aus.
Pustekuchen.
Wieder knapp 20 Minuten anstellen. Aber egal. Hat sich gelohnt. Ich esse eine Kleinigkeit und mache mich dann auf zur engsten Gasse der Welt. Man muss ja alles mal gesehen haben. Ja, sie wäre auch noch eng, wenn da nicht so viele Touristen drin wären. Also abhaken!
Aber dafür bin ich nicht hier. Ich laufe durch die Gassen, komme am Schei-Tor vorbei und direkt daneben ist das alte Stadttor mit seinen 4 Türmen. Die symbolisieren das Recht der Stadt Kronstadt, eigene Urteile zu fällen, auch Todesurteile.
Von da aus zu der prominentesten Sehenswürdigkeit der Stadt: zur schwarzen Kirche.
Hier versprechen die Tourismusexperten aber nicht zu viel. Äußerlich eine beeindruckende Architektur und auch innen voller Überraschungen. Es ist nicht nur das Alter, es ist die Bestuhlung, die Orgel, die osmanischen Teppiche, das Taufbecken…..ich empfehle wirklich, sich zumindest den Wikipediaartikel mal anzusehen. Eine tolle, evangelische Kirche mitten in diesem erzkatholischen Land. Hier wurde auch früh der Lutherische Glaube gelehrt. Und selten habe ich eine Kirche oder einen Tempel gesehen, der so eine positive Ausstrahlung hatte. Passt gar nicht zu dem Namen „Schwarze
Und dann bekam ich wieder so eine Katastrophen-SMS. Das Wetter hier scheint nicht normal zu sein. 28 Grad war es heute, aber nun wurde es schnell dunkel und der Himmel öffnete seine Schleusen. Na ja, morgen ist auch noch ein Tag. Und noch was: Jetzt bin ich endlich in Siebenbürgen oder in Transsylvanien.
Dracula ist sicher schon ganz unruhig. Aber es fällt wirklich auf, dass hier vieles deutschsprachig ist. Die Details in der Kirche waren auf deutsch und ich wohne in der Spitalstraße. Und dafür bin ich so weit gereist?
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