8. August 2021 Bukarest
6 Stunden Zugfahrt. Nicht mein Hobby.,aber vielleicht die angenehmste Form, lange zu reisen. Nicht weit. Weit reisen geht immer noch mit dem Flugzeug am Besten. Aber wenn ich wählen könnte zwischen 6 Stunden Auto, 6 Stunden Flug oder 6 Stunden Bahn: immer die Bahn.
Auch die rumänische. So schlimm scheint die nicht zu sein. Ich sitze in einem Großraumabteil, habe (noch) Platz für die Beine, und das Klima ist angenehm. Es ist ziemlich voll und die Leute sind leider nicht leise, aber irgendwas ist immer.
Draußen ist Sommer. Strahlend blauer Himmel. Im Hintergrund die mächtigen Karpaten. Über den Bergen: blauer Himmel. Keine Wolke. Kein Nebel.
Obwohl wir (wichtig wichtig) auf einer Fernreisestrecke unterwegs sind, halten wir an sehr kleinen Bahnhöfen. Entlang der Strecke sind kleine Dörfer, kleine Industrieanlagen und viele Felder. Immer wieder sieht man Störche und deren Nester. Die Telegrafenmasten haben es ihnen angetan. Auf den filigranen Stangen thront oben drauf dieses riesige, unordentliche Nest.
6 Stunden. Ich habe eine Flasche Wasser dabei, einen Apfel und noch ein paar Fishermans Friends. 6 Stunden. Und dann wird es hektisch. Vom Bahnhof aus muss ich die Metro M1 bekommen und dann ca. 10 Minuten zu einem Hotel laufen. Da treffe ich dann hoffentlich den Vermieter meines Appartements, der mir dann den Schlüssel überreicht und (wichtig) mir das Wlan-Passwort gibt. Einchecken gegen 24 kann schwierig werden.
So weit der Plan.
Und es hat auch geklappt. Wir waren pünktlich am Gare Norte in Bukarest, die U-Bahn kam schnell und ich machte mich auf den Weg durch die Altstadt.
An einem Samstag Abend.
Gegen 23 Uhr.
Keine gute Idee.
Die Menschendichte bewegte sich zwischen 3 und 7 Personen pro Quadratmeter. Also so ungefähr wie Altweiber um 20 Uhr in der Düsseldorfer Altstadt. Oder beim Japanfest.
Tausende vorwiegend junge Leute gingen, standen oder tanzten auf der Straße.
Aber ich habe es geschafft, mein Gepäck abgeworfen und mir dann eine Kneipe gesucht, um wenigstens noch ein gute-Nacht-Bier zu trinken.
Ich fand auch einen Tisch und nach der üblichen 20-Minuten-Wartezeit stand ein herrliches kaltes Bier vor mir. Und so habe ich mich zurückgelehnt und die ganze Prozession von Männern und hübschen Frauen (viele eindeutig ohne Slip) an mir vorüberziehen lassen. Feiern können sie, die Rumänen!
Das Appartement ist im Epizentrum der Feierei. Die Musik auf der Straße ist ohrenbetäubend. Wenn ich aber in den 3. Stock hochgehe, wird die Musik von der Straße langsam leiser. Dafür wird die Musik von der Rooftop-Bar lauter.
Gefangen!
Aber geschlafen habe ich trotzdem….
Irgendwie ist heute die Luft raus. Ich habe eigentlich nichts gemacht. Ich bin rausgegangen kreuz und quer durch die Stadt spaziert und habe mir einfach so die Gegend angesehen. in der Frühe finden überall irgendwelche Messen (im Freien) statt und viele Leute stehen ehrfürchtig dabei. Er ist schon sehr früh über 30°, später sind es dann 36°
In einer Stadt mit dem vielen Beton und Asphalt sind das gefühlt 10° zu viel. Und noch etwas wollte ich mir merken: wenn man lange rum läuft (immerhin 15 km heute lt. Schrittzähler) und die ganze Zeit eine schweißnasse Unterhose an hat, kann das zu Problemen führen. So wie heute. Ich bin dann noch ins Judenviertel gelaufen, aber alles ist heute sehr still.
Die intelligenten Leute ziehen es bei dem Wetter vor in der Nähe der Klimaanlage zu bleiben.
Also bin ich zurück zu meiner Unterkunft und habe da ausgiebig geduscht und ein letztes Mal gepackt. Eigentlich wollte ich heute Abend mit meinem Kumpel George noch mal essen gehen, aber der ist verhindert.
Ich habe mir dann in dem Restaurant, wo wir auch letztens waren, einen Tisch bestellt und werde da heute Abend mein gesamtes Restgeld auf den Kopf hauen. Morgen geht es dann zurück…..
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