30.7.2021 Sinaia

Weltuntergang! Gestern Abend war Weltuntergang. Es fing harmlos an. Ich wollte was essen gehen und hatte sicherheitshalber meine Regenjacke zusammengerollt und im meine Bauchtasche gestopft. Als ich aus dem Haus trat, tröpfelte es. Also zog ich die Jacke an. Nach 100m rief Dagmar an. Ich stellte mich unter einen Vorsprung und wir redeten miteinander. Dann ging ich weiter. Wieder 100m weiter piepste plötzlich mein Telefon und ich fühlte auch ein Vibrieren. Was zur Hölle….?




Auf dem Display war eine rumänische Botschaft zu lesen. Auf Deutsch stand „Extremer Hinweis“ darüber. Das reichte mir. Sofort machte ich mich auf den Weg zurück in meine Herberge. Aber es war zu spät. Ich flüchtete mich vor dem extremen Regen in ein Gemüsegeschäft, bevor der extreme Hagel kam. 


Dort blieb ich eine Weile und als es weniger wurde, hastete ich weiter. Aber das war nicht einfach. Die Nebenstraßen, die ich überqueren musste, führten 5cm tiefe und mindestens 1 m breite Ströme. 

Wie da rüberkommen? Mit Anlauf und ausrutschen? Oder aus dem Stand springen. Ich entschied mich für Zweites und….zu lurz. Fazit: Linker Fuß nass. 

Aber ich erreichte das Restaurant. Aber jetzt ging es wieder von vorne los. Eine ohrenbetäubende Mischung aus prasselndem Regen, starkem Hagel und Donnergrollen von dem Gewitter, das sich inzwischen dazugesellt hatte. 

Weltuntergang!

Der Spuk dauerte 2 Stunden, dann konnte man sich langsam wieder auf die Straße trauen. 

Der Hagel hatte unzählige Blätter von den Bäumen gerissen und die Straßengräben waren voll Schlamm aus den höhergelegenen Ortsteilen. Könnte was mit dem Klimawandel zu tun haben….

Und noch was. Ein Land wie Rumänien schafft es, solche Warnungen ohne installierte App rauszuhauen; könnte man mal drüber nachdenken!


Heute früh bin ich dann gut gelaunt aufgestanden. Ich kann mir hier Kaffee machen und habe Obst gekauft: fertig ist das Frühstück. Danach bin ich dann los, Peles Castle zu besuchen. Das Große und wunderschöne Schloss liegt auf dem Weg zur Gondel, also geht es wieder stramm bergauf. Allerdings nur 2/3 des Weges. Aber meinen Knien reicht das. 








Peles ist nicht so spektakulär wie Neuschwanstein, ist aber in einer ähnlichen Liga. Ich war früh da und nachdem 40 Lei ihren Besitzer gewechselt hatten, war ich drin. Es ist ein sehr prächtiges und perfekt erhaltenes Schloss, dass der König sich da hingebaut hat. Riesige Hallen, erhabene Treppenaufgänge und sehr repräsentative Räume. Hier hat die Königsfamilie gewohnt und danach waren hier auch Personen wie Nixon, Gaddafi oder Arafat.








 Das Schloss ist unüberschaubar groß, obwohl ich nur 2 Geschosse sehen durfte. Es wäre sicher toll, da mal komplett durchzulaufen, vor allem, weil es viele Geheimtüren und -gänge gibt. Das Schloss hat 160 Zimmer und der Bau hat fast 40 Jahre gedauert. Als ich dann herauskam, waren die anderen Touristen auch alle da. Da hatte ich ja noch mal Glück gehabt!








Es sind überwiegend Rumänen, die hier sind. Und man ist auch noch nicht gut vorbereitet auf andere Nationen: die Beschreibungen sind größtenteils in Landessprache. 


Nicht weit von Peles ist Pelisor. Karl der erste hat es für seinen Neffen erbauen lassen. Es ist kleiner und weit weniger prächtig, hat mich aber mehr berührt.Der Palast ist auch riesig, aber innen  ist alles in Eiche und anderen Hölzern gehalten. Es gibt viele Räume, die auch nach heutigen Geschmack noch wohnlich eingerichtet sind. Es gibt Schlaf- und Wohnzimmer, Malzimmer, Gästezimmer, Räume für Kindermädchen und Lehrer und was weiß ich. Alles wirkt irgendwie lebendig und bewohnt. Eher wohnlich-praktikabel als repräsentativ.









Und es gibt einen wunderschönen goldenen Raum. Marie, die Frau von Ferdinand, hat ihn persönlich gestaltet und hier ist sie auch gestorben. Sie wurde dann in der Königlichen Begräbnisstätte in der Nähe von Bukarest beigesetzt, aber nicht ihr Herz. Das wurde in eine silbernen Schatulle gegeben und war erst in Bran (da hatte Dracula sein home-office), soll aber jetzt in diesem goldenen Raum sein.







Mein Rückweg brachte mich noch an dem Kloster von Sinaia vorbei. Es ist auch schon sehr alt und das Gästehaus hatte damals dem König zeitweise als primitive Wohnstatt gedient, während Peles noch gebaut wurde. In dem kleinen Museum wurde unter anderem die erste Bibel in Rumänischer Sprache von 1668 ausgestellt. Die Klosterkirche ist, wie ich auch schon in anderen Kirchen gesehen habe, unbestuhlt. Scheint zu funktionieren…






Auf der Straße, in der ich wohne, gibt es ältere, traditionelle Häuser und auch ein paar moderne Bauten. Manche sind baufällig, andere liebevoll gepflegt. Ich komme immer an einem düsteren Haus vorbei, dem man ansieht, dass sie alt sind, aber auch, dass hier niemand mehr lebt. Niemand? Nein! Im Eingangsbereich liegt immer ein großer Hund. Zusammengerollt passt er auf.

Welches Geheimnis verbirgt sich hier? Ist es wirklich ein Hund oder ist es der ehemalige Besitzer, der irgendeinen Riesenfehler begangen hat?






Der.Hund heißt Lucky. Ein Mädchen ging an dem Garten vorbei und rief ihn. Allerdings hat er nicht reagiert.


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